Die FINMA hat ihren Risikomonitor 2023 veröffentlicht und identifiziert neun bedeutende Risiken im Finanzsektor. Zwei neue Risiken, die in diesem Jahr hervorgehoben werden, betreffen Liquidität und Refinanzierung sowie Outsourcing. Geopolitische Spannungen, regionale Konflikte, hohe Inflation, steigende Zinsen und Energiekosten tragen zu einem sensiblen makroökonomischen Umfeld bei, das den Finanzsektor beeinflusst. Im März 2023 belasteten der Zusammenbruch mehrerer regionaler amerikanischer Banken und Unsicherheiten im Zusammenhang mit Credit Suisse weltweit den Bankensektor.
Die identifizierten Hauptrisiken umfassen Zinsrisiken (→), Hypothekarkreditrisiken (→), Kreditrisiken in anderen Darlehen (→), Marktrisiko: Credit-Spread-Risiko (→), Liquiditäts- und Refinanzierungsrisiken (neu), Cyber-Risiken (→), Risiken im Zusammenhang mit Geldwäsche und Sanktionen (→), Risiken im Zusammenhang mit dem europäischen Marktzugang (→) sowie Outsourcing-Risiken (neu). Im Vergleich zum Vorjahr werden Liquiditäts- und Refinanzierungsrisiken sowie Outsourcing-Risiken als bedeutender betrachtet.
Zinsrisiko (→): Der Inflationsdruck und Leitzinserhöhungen könnten zu Ertragseinbußen führen, insbesondere für Finanzmarktteilnehmende mit exponierten Anlage- und Geschäftsstrategien.
Kreditrisiko – Hypotheken (→): Steigende Zinsen könnten die Tragbarkeit von Hypothekennehmenden beeinträchtigen, insbesondere bei variabel verzinslichen Produkten. Banken sind dem Risiko von Kreditausfällen und Verlusten bei einer Immobilienkrise ausgesetzt.
Kreditrisiko – übrige Kredite (→): Das Kreditgeschäft ist von konjunkturellen Schwankungen, Zinsänderungen und geopolitischen Schocks beeinflusst, insbesondere im Bereich Leveraged Finance.
Marktrisiko – Credit-Spread-Risiko (→): Die Gefahr von Verlusten durch Änderungen der Risikoaufschläge für Unternehmens- und Staatsanleihen, beeinflusst durch Bankenturbulenzen und geopolitische Ereignisse.
Liquiditäts- und Refinanzierungsrisiken (Neu): Es besteht die Gefahr, dass Institute im Krisenfall nicht über ausreichend liquide Mittel verfügen, um ihre kurz- bis mittelfristigen Verpflichtungen zu erfüllen. Ursachen können erhöhte Forderungen nach Sicherheiten, Rating-Herabstufungen, unzureichender oder eingeschränkter Zugang zu Zentralbankliquidität oder erhöhte Liquiditätsnachfrage aufgrund rascher Abflüsse von Kundengeldern sein.
Cyberrisiken (→): Cyberrisiken bleiben unter den größten operationellen Risiken für beaufsichtigte Institute. Die Schweizer Finanzbranche ist nicht vor Cyberangriffen geschützt, die erheblichen Schaden anrichten können. Der Druck auf die Institute, wachsam zu bleiben, schnell zu reagieren und ihre Infrastruktur kontinuierlich auf Schwachstellen zu überprüfen, bleibt hoch.
Geldwäscherei und Sanktionen (→): Der Schweizer Finanzsektor, als führender grenzüberschreitender Standort für Vermögensverwaltung, ist besonders anfällig für Geldwäscherisiken. Verstöße gegen Sorgfalts- und Meldepflichten können rechtliche Konsequenzen und Reputationsschäden für Finanzinstitute sowohl im Ausland als auch in der Schweiz nach sich ziehen. Das Risiko von Geldwäsche ist hoch geblieben, und Sanktionen im Zusammenhang mit dem Konflikt in der Ukraine stellen weiterhin operationale Risiken dar.
Marktzugang Europa (→): Änderungen und Beschränkungen beim Zugang zu wichtigen ausländischen Zielmärkten können Auswirkungen auf die Ertragssituation von Schweizer Finanzinstituten haben. Das Risiko von Marktzugangsbeschränkungen hat sich 2023 wenig verändert. Die Tendenz zu einer verstärkten Fragmentierung der Regulierung von Finanzmärkten besteht weiterhin.
Outsourcing (Neu): Die Auslagerung von wesentlichen Funktionen an Drittparteien wird als Treiber von operationellen Risiken bei den Beaufsichtigten identifiziert. Finanzinstitute sind zunehmend von Dienstleistern abhängig, was Vorteile wie Flexibilität und Innovation, aber auch erhebliche Risiken mit sich bringt. Unterbrechungen kritischer Funktionen und Dienstleister können im Extremfall die Stabilität des Finanzmarkts beeinträchtigen.
Die Integration von UBS und Credit Suisse bleibt ein Schwerpunkt der Aufsicht, und die aus ihrer Fusion resultierenden Risiken werden genau überwacht. Der Risikobericht befasst sich auch mit dem langfristigen Trend KI im Schweizer Finanzmarkt. Die FINMA betont Herausforderungen wie Verantwortung für KI-Entscheidungen, Zuverlässigkeit von KI-Anwendungen, Transparenz, Erklärbarkeit von KI-Entscheidungen und die gleichberechtigte Behandlung von Kunden im Finanzmarkt.