In einer BaFin-Podcast-Folge spricht Dr. Frank Grund, Exekutivdirektor der BaFin und zuständig für die Versicherungs- und Pensionsaufsicht, über die wachsende Bedeutung des Verbraucherschutzes in der Finanzindustrie, insbesondere in Deutschland.
Dr. Grund betont die Rolle der BaFin bei der Sicherstellung der finanziellen Stabilität von Versicherungsunternehmen. Die BaFin überwacht nicht nur die Kapitalausstattung der Unternehmen, sondern prüft auch die Qualifikationen der Führungskräfte und stellt sicher, dass unnötige Risiken vermieden werden.
Die Diskussion weist darauf hin, dass die Versicherungsaufsicht in vielen Aspekten der Bankenaufsicht ähnelt, jedoch spezifische Herausforderungen wie die langfristige Natur von Lebensversicherungen und komplexe Regelungen in Deutschland berücksichtigt. Grund spricht auch über die Veränderungen, die die Versicherungsbranche in den letzten Jahren erlebt hat, insbesondere im Kontext der Niedrigzinsphase und der aktuellen Inflationsentwicklung.
Dr. Grund stellt fest, dass in den letzten zwei Jahrzehnten, insbesondere seit der Einführung des Aufsichtsregimes Solvency II im Jahr 2016, die Regulierung in der Finanzbranche zunehmend auf europäischer Ebene stattfindet. Dies markiert eine Verschiebung von der bisherigen nationalen Regulierung in Deutschland. Die BaFin ist nicht nur für die Umsetzung nationalen Rechts verantwortlich, sondern beteiligt sich auch aktiv an der Entwicklung europäischer Standards. Dies ist von Bedeutung, da die Finanzregulierung stark von europäischen Institutionen wie dem Europäischen Parlament, der Europäischen Kommission und dem Europäischen Rat beeinflusst wird. Für die BaFin ist es daher wichtig, die Entwicklungen auf europäischer Ebene kontinuierlich im Blick zu haben. Die Behörde sieht es als ihre Aufgabe an, sich aktiv in den europäischen Regulierungsprozess einzubringen, und tut dies auch mit Engagement.
Dr. Grund spricht auch das Thema der Nachhaltigkeit an, insbesondere im Kontext der großen Kapitalanlagen, die Versicherungsunternehmen tätigen. Er sieht Versicherer als prädestiniert an, ihre Kapitalanlagen zur Finanzierung des notwendigen Umbaus der Realwirtschaft einzusetzen. Dies sollte jedoch ökonomisch sinnvoll sein und auf einer unternehmerischen Entscheidung beruhen. Er stellt klar, dass die BaFin nicht die Rolle einer „Umweltpolizei“ einnehmen wird, um Kapitalanlagen vorzuschreiben. Dennoch ist der Trend eindeutig: Die Versicherungswirtschaft wird zum Wandel in der Realwirtschaft beitragen. Er weist auch darauf hin, dass mit der zunehmenden Bedeutung der Nachhaltigkeit auch die Risiken steigen, die mit bestimmten Formen der Kapitalanlage verbunden sind. Dies hat direkte Auswirkungen auf den Verbraucherschutz.
In Bezug auf die Diskussion um ein mögliches Provisionsverbot in Deutschland äußert sich Grund skeptisch. Er argumentiert, dass ein solches Verbot dazu führen könnte, dass nur bestimmte Kundengruppen Zugang zu Produkten erhalten, während andere ausgeschlossen werden könnten.
Darüber hinaus erwähnt Dr. Grund die wachsende Bedeutung der Cybersicherheit in der Versicherungsbranche. Grund betont, dass die Branche in diesem Bereich noch Verbesserungsbedarf hat, aber die grundsätzliche Akzeptanz für die Notwendigkeit stärkerer Sicherheitsmaßnahmen vorhanden ist.
Das Thema der KI, insbesondere der generativen KI, wird als ein weiteres wichtiges Thema identifiziert. Dr. Grund spricht die Frage an, inwieweit Maschinen den Menschen bei wesentlichen Entscheidungen ersetzen könnten. Er betont, dass die Aufsichtsbehörden wachsam bleiben müssen, um diese Entwicklungen angemessen zu regulieren. Die grundlegende Prämisse bleibt jedoch, dass wesentliche Entscheidungen von Menschen überprüft werden müssen. Er merkt an, dass trotz aller Diskussionen die praktische Anwendung von KI in der Versicherungswirtschaft noch nicht weit fortgeschritten ist.