AIF Risikomanagement
Die BaFin stellt sechs Hauptrisiken zusammen, die die Finanzstabilität bzw. die Integrität der Finanzmärkte in Deutschland am stärksten gefährden könnten, darunter Risiken durch abrupte Zinserhöhungen, Korrekturen an den Immobilien- und Finanzmärkten, Ausfall von Krediten, Cyberangriffe und Risiken aus unzureichender Geldwäscheprävention.
Das geht aus ihrem Bericht mit dem Titel “Risiken im Fokus der BaFin 2023″ hervor.
Die BaFin ergreift Maßnahmen zur Minderung dieser Risiken und konzentriert sich auch auf den Umgang mit längerfristigen Trends wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung der Finanzwirtschaft. Die wichtigsten Eckpunkte zum BaFin-Ansatz sind im Folgenden kurz zusammengefasst:
Risiken aus abrupten Zinsanstiegen mit signifikantem Ausmaß
Die BaFin beobachtet die Kapitalplanung von Banken mit geringem Überschusskapital und erhöhten Zinsänderungsrisiken genau. Sie arbeitet daran, die Verfügbarkeit von Daten zu Zinsänderungsrisiken im Bankensektor zu verbessern, um mögliche Ausreißer schneller zu erkennen und genauer zu analysieren. Außerdem analysiert sie die Auswirkungen hoher Inflationsraten auf die Banken und die Auswirkungen auf die Firmenkunden der Institute.
Risiken aus Korrekturen an den Immobilienmärkten
Im Februar 2023 folgt die Erhöhung des antizyklischen Kapitalpuffers und Systemrisikopuffers für Wohnimmobilienkredite, um die Widerstandsfähigkeit des Finanzsystems zu stärken, indem die Kapitalbasis der Banken im Stressfall geschützt wird. Die verbesserte Datenbasis aus der ab 2023 beginnenden Datenerhebung wird die BaFin für eine noch tiefer gehende Risikoanalyse, insbesondere zu den Kreditvergabestandards, nutzen. Sie wird die Werthaltigkeit gewerblicher Immobilienkredite bei ausgewählten Banken untersuchen und das Risikomanagement ausgewählter Verwaltungsgesellschaften von gewerblichen Immobilienfonds analysieren. Abhängig von den Ergebnissen wird sie aufsichtliche Schlussfolgerungen ziehen.
Risiken aus signifikanten Korrekturen an den internationalen Finanzmärkten
Die erhöhten Risiken, die von Non-Bank Financial Institutions (NBFIs) weltweit ausgehen, wie z. B. AIFs und weniger regulierte und transparente Vehikel, die von der Suche nach hohen Renditen in einem Niedrigzinsumfeld angetrieben wurden, was oft nur durch ein extrem hohes Leverage erreicht werden kann, bringen diesen NBFIs enorme Verluste, wenn die Zinssätze fallen, was zu Panikverkäufen von Vermögenswerten und scharfen Marktkorrekturen führen könnte. „Durch die Vernetzung von NBFIs mit den regulierten Banken, zum Beispiel über das Kreditgeschäft, steigt die Ansteckungsgefahr.“ Die BaFin identifiziert Institute mit hohen Exposures gegenüber NBFIs und prüft deren Risikomanagement. Sie analysiert die Entwicklung von AIFs, wobei sie sich auf Leverage-Risiken konzentriert und überwacht auch das Segment der alternativen Anlagen und Spezialfonds von Versicherern und leitet bei Bedarf Aufsichtsmaßnahmen ab. Darüber hinaus werden die Entwicklungen auf den Energiemärkten weiterhin genau beobachten und ihre Auswirkungen auf den Handel, das Clearing von Derivatkontrakten durch zentrale Gegenparteien und Clearingmitglieder berücksichtigt.
Risiken aus unzureichender Geldwäscheprävention
Der Finanzsektor birgt ein hohes Risiko, für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung missbraucht zu werden. Daher müssen Kreditinstitute und andere Unternehmen des Sektors Präventivmaßnahmen ergreifen, wie z. B. ihre Kunden kennen (CDD/KYC), angemessene Sicherheitsvorkehrungen treffen und die Financial Intelligence Unit (FIU) über verdächtige Transaktionen informieren. Dies zeigt sich daran, dass fast 97 % der Verdachtsmeldungen zur Geldwäsche in Deutschland aus dem Finanzsektor kommen, mit über 289.000 im Jahr 2021.
Nachhaltigkeitsrisiken
Nachhaltigkeitsrisiken sind keine neue Risikoart, sondern spiegeln sich in bekannten Kategorien wie Marktpreisrisiko, Kreditrisiko, versicherungstechnische Risiken und operationelle Risiken wider. Allerdings ergeben sich besondere Herausforderungen wie lange Betrachtungszeiträume und hohe Unsicherheiten rund um das Thema Nachhaltigkeit. Die Integration von ESG-Risiken in die internen Risikomanagementsysteme ist ein Prozess, der sich in den nächsten Jahren fortsetzen wird und von der BaFin als ein wesentlicher Trend gesehen wird. Für die von der BaFin beaufsichtigten Unternehmen und ihre Kunden können Nachhaltigkeitsrisiken in Form von physischen Gefahren und dem Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise entstehen, die erhebliche Veränderungen der Geschäftsmodelle erfordern und zu plötzlichen Bewertungskorrekturen im Finanzsektor führen können. „Die von der BaFin beaufsichtigten Unternehmen sind aufgerufen, sich mit den Nachhaltigkeitsrisiken in ihrem Geschäftsmodell zu beschäftigen und sie in ihrer Governance und im Risikomanagement zu berücksichtigen.“ Die BaFin wird weiterhin Greenwashing verhindern und Produkttransparenz sicherstellen, indem sie keinem deutschen Investmentfonds erlaubt, sich als „nachhaltig“ zu bezeichnen, wenn er die Mindestanforderungen der BaFin nicht erfüllt. Darüber hinaus wird die BaFin im Jahr 2023 eine Marktuntersuchung durchführen, um zu untersuchen, wie die Unternehmen der Finanzbranche die Nachhaltigkeitspräferenzen der Kunden berücksichtigen und wie sich dies auf ihr Produktangebot auswirkt und „ob die in der Fondsindustrie verwendeten ESG-Ratingverfahren nachvollziehbar und schlüssig sind“.
Risiken bei Kryptowährungen und bei Einsatz von maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz
Die BaFin wird die jüngsten Erfahrungen auf den Kryptowährungsmärkten berücksichtigen und ihre Aufsichtspraxis entsprechend weiterentwickeln, einschließlich der Anwendung der neuen Verordnung über Kryptowerte (Markets in Crypto-Assets Regulation – MiCAR). Sie wird auch weiterhin die Verbraucher vor den Risiken der Kryptomärkte warnen und auf effektive, international einheitliche Regelungen drängen. Darüber hinaus wird die BaFin untersuchen, wie einige Versicherungsunternehmen die aufsichtsrechtlichen Anforderungen beim Einsatz von maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz erfüllen.