Yvan Lengwiler ist vom EFD zum neuen Leiter der Expertengruppe „Bankenstabilität“ ernannt worden, welche erst am 17. Mai bekannt gegeben wurde (eventid=21145). Er löst Jean Studer, den bisherigen Präsidenten der Gruppe, ab. Yvan Lengwiler, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Basel und ehemaliges Verwaltungsratsmitglied bei der FINMA, ist ein anerkannter Experte für Finanzmarktregulierung und Geldpolitik.
Die Expertengruppe wurde aufgrund des Beschlusses des Schweizer Bundesrates gebildet, die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS zu evaluieren und den „Too big to fail“-Rahmen zu bewerten. Die Gruppe wird strategische Überlegungen zur Rolle der Banken und des regulatorischen Rahmens für die Stabilität des Schweizer Finanzsektors anstellen, ihre Ergebnisse werden dem EFD bis Mitte August 2023 in einem Bericht vorgelegt. Die Expertengruppe wird weitere Experten und Branchenvertreter konsultieren, und hat Zugang zu einem von Professor Manuel Ammann erstellten Bericht, der vom EFD im März 2023 in Auftrag gegeben wurde.
Dieser Bericht trägt den Titel „Reformbedarf in der Regulierung von «Too Big to Fail» Banken“ und gibt einen Überblick über den Bericht zum Reformbedarf bei der Regulierung von TBTF-Banken mit Fokus auf den Fall der Credit Suisse. Der Bericht hebt hervor, dass sowohl die UBS als auch die Credit Suisse, die beiden größten Schweizer Banken, staatliche Hilfe benötigten, um einen Konkurs innerhalb der letzten 15 Jahren zu verhindern. Da diese zwei Banken wesentliche Infrastrukturdienstleistungen für die Wirtschaft erbringen, gelten sie als „Too Big to Fail“.
Die TBTF-Regulierung, die nach der Finanzkrise eingeführt wurde, sollte künftige staatliche Rettungsaktionen verhindern und das mit impliziten Staatsgarantien verbundene Prinzip “Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren“ durchbrechen. Der Bericht argumentiert jedoch, dass dieses Ziel im Fall der Credit Suisse nicht erreicht wurde.
Der Bericht untersucht den aktuellen Stand der TBTF-Regulierung, die aus drei Säulen besteht: erhöhte Eigenkapitalanforderungen, Liquiditätsanforderungen und Abwicklungsmaßnahmen. Obwohl diese Anforderungen darauf abzielen, TBTF-Banken widerstandsfähiger zu machen, konnten sie die Krise der Credit Suisse nicht verhindern. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die bestehende TBTF-Regulierung nicht geeignet ist, um sicherzustellen, dass die Banken einen Bank-Run überleben oder das Vertrauen in Krisenzeiten wiederherstellen.
Darüber hinaus bewertet der Bericht verschiedene Richtungen für die Reform der TBTF-Regulierung, einschließlich der Einführung eines Trennbankensystems, managementorientierter und regulatorischer Maßnahmen, Versicherungslösungen, erhöhter Liquiditätsanforderungen, höherer Eigenkapitalanforderungen und der Option der Verstaatlichung. Der Bericht enthält eine Analyse jeder Richtung und ihrer potenziellen Wirksamkeit bei der Bewältigung des TBTF-Problems.
Der nächste Bericht über die systemrelevanten Banken soll bis April 2024 erscheinen.