In einem Artikel zum Thema „Digitalisierung“ äußert der GDV Zweifel hinsichtlich des Kundennutzens eines offenen Finanzwesens.
Zu den Themen der diesjährigen Bafin Tech (eventid=23124) zählen die europäischen Bestrebungen, den Datenaustausch in der Finanzbranche zu verbessern. Die europäische Initiative zielt darauf ab, datengetriebene Innovationen zu fördern und den Kunden einen besseren Überblick über ihre Finanzdaten zu bieten.
Die europäische Kommission hat im Juni ihren Vorschlag für ein offenes Finanzwesen, die „Financial Data Access Regulation“, präsentiert (eventid=21815). Dieser Vorschlag soll den Datenaustausch in der Finanzbranche beschleunigen und den Kunden ermöglichen, ihre Finanzdaten in einem zentralen Informationsportal zu überblicken, ihre Zugriffsrechte zu verwalten und Daten mit anderen Finanzinstituten zu teilen. Die Idee dahinter ist, dass Kunden durch den verbesserten Datenaustausch bessere Angebote erhalten.
Jedoch gibt es erhebliche Bedenken hinsichtlich der Umsetzung und des tatsächlichen Nutzens für die Verbraucher. Die Errichtung einer IT-Infrastruktur, die den vorgeschlagenen Datenaustausch unterstützt, wird als komplex und kostenintensiv angesehen. Zudem wird eine Vergütung für die bereitgestellten Daten nur dann realisiert, wenn Kunden den Service aktiv nutzen. Angesichts der rund 400 Millionen betroffenen Versicherungsverträge plädiert die Versicherungsbranche für eine kundenorientierte, evidenzbasierte und schrittweise Einführung des Portals.
Eine vom GDV in Auftrag gegebene Umfrage zeigt, dass mehr als 75% der Kunden kein Interesse an einem solchen Informationsportal hätten, wenn dies den Datenaustausch mit verschiedenen Finanzinstituten erfordern würde. Trotz des hohen Vertrauens in die Datensicherheit bei Versicherern und Banken, zeigt die Umfrage ein deutlich geringeres Vertrauen, wenn es um das Teilen von Daten mit Dritten geht.
Bereits existierende Apps, die Finanzdaten analysieren und Spartipps bieten, sind wenig bekannt und werden selten genutzt. Die Mehrheit der Befragten lehnt eine zentrale Übersicht ihrer Finanzdaten ab, obwohl 90% angeben, bereits einen guten Überblick über ihre Finanzen zu haben. Vor dem Hintergrund der hohen Sensibilität der Deutschen im Umgang mit ihren Finanzdaten erscheint es fraglich, ob beträchtliche Investitionen in die vorgeschlagene Infrastruktur gerechtfertigt sind.